Tradition oder Trash? Wir haben neun Wiesn-Gäste fotografiert – und die Outfits einer fachkundigen Jury vorgelegt.
Mitglieder der Jury: Mitarbeiter des Trachtengeschäfts Angermaier: Eileen Popielaty (zuständig für Design) und Andreas Weinhart, Vorstand des 1912 gegründeten Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins „D’Wetterstoana“ in München.
„Vor lauter Jacke und Schal sehen wir leider nicht viel vom Dirndl. Hier lag der Fokus wohl auf: Hauptsache warm.“ (Eileen Popielaty)
„Leider sieht man hier nicht so viel, war wohl ein kalter Wiesn-Tag. Aber der lange Rock lässt auf Traditionsbewusstsein der Trägerin hoffen!“ (Andreas Weinhart)
„Ein solides, traditionelles Outfit.“ (Eileen Popielaty)
„Sicher, hier sind die Schuhe auf jeden Fall passend. Aber eine Tracht im klassischen Sinne ist das nicht. Traditionell ist das Hemd weiß und nicht kariert, die Loferl sind in der Regel zweifarbig. Aber der junge Mann hat mehr Stil als so manch anderer. Er interpretiert Tracht eher modern.“ (Andreas Weinhart)
„Ein nettes Baumwolldirndl! Hier würden wir aber zu einer anderen Dirndlbluse greifen, da die Carmenbluse nicht mehr so up to date ist.“ (Eileen Popielaty)
„Das Dirndl mit schulterfreier Bluse ist eine aktuelle Zeitgeisterfindung. Auch diesmal in Kombination mit ungewöhnlichem Schuhwerk. Nicht so ideal.“ (Andreas Weinhart)
„Mit einem schwarzen Dirndl hat man es leicht, da man durch unterschiedlich farbige Schürzen den Look variieren kann. Eine Dirndlstrickjacke, die bis zur Taille geht, wäre aber die bessere Wahl gewesen.“ (Eileen Popielaty)
„Das würde ich als Tracht bezeichnen: knöchellanger schwarzer Rock mit entsprechender Schürze, passende Schuhe und Geschnür am schwarzen Mieder. Eindeutig die am besten gekleidete Dame in dieser Reihe!“ (Andreas Weinhart)
„Dieses Ensemble ist eine günstige Variante, zu sehen an der Passform und der Verarbeitung des Dirndls. Leider etwas zu kurz.“ (Eileen Popielaty)
„Wieder ein Minidirndl. Immerhin: ein Stoffgeschnür und eine an den Schultern geschlossene Bluse. Wirkt aber alles in allem eher wie eine Volksfestverkleidung.“ (Andreas Weinhart)
„Perfekt! Urig, klassisch, das gefällt uns!“ (Eileen Popielaty)
„Des is a Trachtler: Haferlschuhe, grau-grüne Strümpfe, schön ausgestickte schwarze Lederhose, grüne Trachtenweste, graue Joppe, weißes Hemd, schöner Hosenträgersteg, Ranzenkette und vor allem: Er trägt einen Hut! An seiner Weste ist eine Kette zu erkennen, vermutlich mit einer Taschenuhr dran. Wer hatte vor über hundert Jahren schon eine Armbanduhr? Sauber!“ (Andreas Weinhart)
„Von Kopf bis Fuß ein schöner Look. Auch die Tasche ist perfekt abgestimmt.“ (Eileen Popielaty)
„Wir werden es nicht los, das Minidirndl. Es liegt halt aktuell im Trend. Aber: Das traditionelle geflochtene Handtäschchen macht auf jeden Fall was her. Und der Jungfernkranz im Haar lässt auf eine sittsame Trägerin schließen!“ (Andreas Weinhart)
„Die Bundhose ist zu groß, die Strümpfe wurden total vergessen, und die Chucks gehen eigentlich so nicht.“ (Eileen Popielaty)
„Wenn etwas in diesem Test nix mit Tracht zu tun hat, dann dieses Outfit: Klassische Volksfestverkleidung mit Chucks, preiswerter Kniebundhose und Karohemd.“ (Andreas Weinhart)
„Das ist ein liebliches verspieltes Blumendirndl für junge Mädchen – wir würden zu dem Look andere Schuhe empfehlen, die etwas feiner, zarter wirken. Ansonsten klasse.“ (Eileen Popielaty)
„Hier haben wir das neumodische Minidirndl. Ein wenig kurz geraten, sehr verspielt. Die Schuhe wirken eher wie von einem Dock-Arbeiter, da haben die Trachtengeschäfte sicherlich etwas Passenderes parat. Übrigens: Es ist völlig egal, wo die Schürze gebunden ist. Dieses Links-rechts-Thema ist eine Erfindung der letzten Jahre und ohne historische Bedeutung.“ (Andreas Weinhart)